Anfrage Allgemeine Zeitung

Was hält der Ortsverbandsvorsitzende der Coesfelder Liberalen vom Vorstoß des Bundespräsidiums der FDP, der eine „Verkehrspolitik pro Auto“ fordert?

Das Auto ist mangels Alternativen für viele Bürger Fortbewegungsmittel Nummer 1. Das 49 EUR-Ticket macht den ÖPNV zwar preislich sehr attraktiv, doch während in Großstädten Fahrtziele im 10-Minuten-Takt angefahren werden, fehlt es in ländlichen Regionen wie dem Münsterland schlicht an Verbindungen oder einer guten Taktung. Insbesondere für Berufspendler gehört das Auto daher, trotz frommer Absichtserklärungen der Politik, zur Lebenswirklichkeit.

Die FDP möchte auch für diese Bürger etwas tun, indem sie Gesamtverkehrskonzepte einfordert, Park-Tarifdschungel vereinfacht, mittels Digitalisierung den Verkehrsfluss optimiert und Einschränkungen durch Baustellen verkürzt. Hier einen Konflikt „Auto gegen ÖPNV“ oder „Stadt gegen Land“ seitens Politik und Presse heraufzubeschwören, halte ich für falsch. Konflikte haben wir aktuell in unserer Gesellschaft bereits zu viele. Verkehrspolitik sollte jedem Mobilität ermöglichen und dabei den Bürgern die Wahl des Verkehrsmittels überlassen.

Kostenfreies Parken kann Bürger in die Stadt locken. Städte und Gemeinden sehe ich trotzdem unverändert in der Verantwortung, den fließenden und ruhenden Verkehr aus den unmittelbaren Innenstädten und Wohnquartieren zu steuern. Für das Parken sind Parkhäuser am Innenstadtrand zu bevorzugen. Selbstverständlich müssen für gesundheitlich eingeschränkte Bürgerinnen und Bürger weiter Parkmöglichkeiten in der Stadt vorgehalten werden. Eine Steuerung des ruhenden Verkehrs kann man erreichen, indem man nicht alle, sondern nur bestimmte Parkplätze kostenfrei zur Verfügung stellt, z.B. in Parkhäusern.

Aufgrund immer knapper und teurer werdender Ressourcen zur Herstellung und zum Betrieb von Autos, werden wir uns langfristig vom Individualverkehr wegbewegen müssen. Denn betrachtet man den Ressourcenverbrauch pro transportierter Person, ist schon heute der ÖPNV ungeschlagen. Im Vergleich zu Deutschland investiert die Schweiz seit vielen Jahren die vier- bis fünffache Summe pro Einwohner in das Schienennetz. Pünktliche, zuverlässige Bahnstrecken sind das Resultat. Das wünsche ich mir auch für Deutschland.

Und nicht nur für Coesfeld gilt: auf kurzer und mittlerer Distanz ist man meist schneller mit dem Fahrrad unterwegs. Ferner kostet es weniger und ist gut für die Natur und Gesundheit!

 

Dominik Engbers, 14.08.2024
(In der AZ erscheint am 16.08.2024 eine gekürzte Version)